Friedrich Hölderlin  - originel                                                                                        passage / accueil

                    Natur und Kunst
                            oder
                   Saturn und Jupiter

Du waltest hoch am Tag und es blühet dein
  Gesetz, du hältst die Waage, Saturnus Sohn !
    Und teilst die Los’ und ruhest froh im
      Ruhm der unsterblichen Herrscherkünste.

Doch in den Abgrund, sagen die Sänger sich,
  Habst du den heilgen Vater, den eignen, einst
    Verwiesen und es jammre drunten,
      Da, wo die Wilde vor dir mit Recht sind,

Schuldlos der Gott der goldenen Zeit schon längst :
  Einst mühelos, und größer, wie du, wenn schon
    Er kein Gebot aussprach und ihn der
      Sterblichen keiner mit Namen nannte.

Herab denn ! oder schäme des Danks dich nicht !
  Und willst du bleiben, diene dem Älteren,
    Und gönn es ihm, daß ihn vor allen,
      Göttern und Menschen, der Sänger nenne !

Denn, wie aus dem Gewölke dein Blitz, so kömmt
  Von ihm, was dein ist, siehe ! so zeugt von ihm,
    Was du gebeutst, und aus Saturnus
      Frieden ist jegliche Macht erwachsen.

Und hab ich erst am Herzen Lebendiges
  Gefühlt und dämmert, was du gestaltetest,
    Und war in ihrer Wiege mir in
      Wonne die wechselnde Zeit entschlummert :

Dann kenn ich dich, Kronion ! Dann hör ich dich,
  Den weisen Meister, welcher, wie wir, ein Sohn
    Der Zeit, Gesetze gibt und, was die
      Heilige Dämmerung birgt, verkündet.